Am 10. August 1749, einem Sonntag fand statt der an
diesem Tage herkömmlichen Verlesung von der Zerstörung Jerusalems erstmals
ein Buß- und Dankgottesdienst statt. Seit dieser Zeit läuten an diesem Tage,
wie auch am vergangenen Samstag, alljährlich mittags um 12 Uhr die Glocken
der St.-Oswald-Kirche und laden die Bevölkerung zu einer Buß- und Bittstunde
ein. Das Gotteshaus war am Samstagmittag - unter ihnen auch zweiter
Bürgermeister Volker Schmiechen - gut gefüllt, als Pfarrerin Kathrin Klinger
zusammen mit der Feuerwehr Untersteinach in das Gotteshaus einzog. "Wir
müssen Gott dankbar sein, dass uns ein solches Ereignis nicht erneut
widerfährt und wir heuer von den großen Katastrophen wie Überschwemmungen
und Bränden verschont geblieben sind", sagte Pfarrerin Klinger in ihrer
Predigt. Die Gläubigen baten dann im Gebet um Gottes Schutz und Segen für
alle Helferinnen und Helfer, die heute in den Rettungsorganisationen ihren
schweren Dienst tun.
Hermann Angermann berichtete aus der Chronik, was sich
damals am 10. August 1706 in Untersteinach zutrug: Es war um die Mittagszeit
an einem Dienstag. Das Dorf war fast menschenleer, denn alle Hände wurden
auf den Feldern benötigt, um den reichen Erntesegen zu bergen. Strahlend
blauer Himmel wölbte sich über das Land und die Abendsonne sandte drückende
Hitze hernieder. Da läuteten auf einmal die Glocken der Kirche Sturm.
Schreckensbleich kamen Boten aus dem Dorf auf die Äcker gerannt und die
Feuerrufe hallten von Feld zu Feld.
Das Bamberger Archiv berichtet darüber, dass Knaben
mit einer Schlüsselbüchse ins dürre Reisig geschossen hätten. Sie hatten
Schwarzpulver gefunden und spielten damit in einer Scheune. Das Heu und die
erst eingebrachte Ernte fingen Feuer In kurzer Zeit stand der ganze Stadel
in Flammen.
Vier Todesopfer
Durch den Wind begünstigt flogen die sprühenden Funken
von Scheune zu Scheune und von Hausdach zu Hausdach. Überall fand das
verheerende Feuer in den mit der Ernte gefüllten Gebäuden reichlich Nahrung.
Die Bauern ließen auf den Feldern alles stehen und liegen. Aber bis sie in
den Ort kamen, stand das ganze Dorf in hellen Flammen. Trotz angestrengter
Löscharbeit konnten sie nichts mehr retten.
Sämtliche Bauernhöfe, das Pfarrhaus und Schulhaus
brannten nieder. Auch der Kirchturm wurde ein Raub der Flammen. Die Glocken,
die zuerst noch Sturm geläutet hatten, fielen dröhnend herunter, als das
Feuer den Glockenstuhl zerstörte. Nur das Kirchenschiff und zwei Häuser
blieben erhalten. Aus einem blühenden Dorf war bis zum Abend ein rauchender
Trümmerhaufen geworden. Hab und Gut waren vernichtet und die Bewohner irrten
obdachlos umher. Bettelarm waren sie, die sich noch tags zuvor ihrer Heimat
und reicher Ernte gefreut, in wenigen Stunden geworden.
Das vom Brand verschonte Kirchenschiff nahm den aus den
Häusern geretteten Hausrat und einen Teil der Einwohner für die nächsten
Tage und Nächte auf. Der größte Teil fand in Kauerndorf und den anderen
benachbarten Dörfern Zuflucht. Zu beklagen waren vier Todesopfer.
Von Klaus-Peter Wulf |